Coney Island

Written in German by Peter Stamm

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Das Pappstreichholz abreissen, das Briefchen umdrehen, ohne hinzuschauen. Der Daumen erinnert sich. Er hat den unteren Rand des Umschlags erkannt und sich dann auf den Kopf des Streichholzes gelegt und ihn auf die Reibfläche gepresst. Ein Reißen, und sofort schnellt der Daumen zurück, gibt den Kopf des Streichholzes frei, der aufflammt. Das Feuer, geborgen in der anderen Hand, zur Spitze der Zigarette führen. Ein erster kurzer Zug, ohne zu inhalieren. Die Flamme des Streichholzes wächst im Luftzug und fällt gleich darauf in sich zusammen, wird dunkler, sie hat auf den faserigen Karton übergegriffen. Dann erlischt sie im Wind.

Auf einem Granitblock sitzen. Die Beine angezogen, die Arme auf den Knien in der Waage liegend. In der rechten Hand, zwischen Zeige- und Mittelfinger, die Zigarette. Die linke Hand liegt auf der rechten, hält sich an ihr fest. Der Griff löst sich. Die Hand bewegt sich zum Knie, wo sie schwebend stehen bleibt. Die Fingerspitzen berühren das Knie mehr, als dass sie darauf ruhen. Die Hand mit der Zigarette hat sich dem Mund genähert und sich dabei um einen Viertelkreis gedreht. Sobald die Zigarette von den Lippen gehalten wird, lassen die Finger sie los. Die Hand verharrt, wo sie ist, der Kopf dreht sich weg. Durch eine winzige Verschiebung des Unterkiefers nach vorn hebt sich die Zigarette beim Ziehen etwas an. Der Kopf dreht sich zurück, die Finger schließen sich, ergreifen die Zigarette, die sich erst von der Unter-, dann von der Oberlippe löst. Der Arm fällt langsam zurück. Die Hände verschränken sich wieder. Rauch strömt aus dem Mund, und während der Daumen der rechten Hand sich auf den Filter der Zigarette legt, sie etwas gegen sich zieht und dann loslässt und die Zigarette zwischen den Fingern zurückfedert und die lose Asche sich vom glühenden Tabak löst und fällt, schiebt sich die Unterlippe halb über die obere und wischt die Empfindung weg, die dort noch von der Berührung der Zigarette geblieben ist.

Die Asche ist auf den Felsblock gefallen, einige Flocken haben sich gelöst, und rollt über den Fels, getrieben vom Wind und gelenkt von der Unebenheit des Steins, und fällt über die Kante und aus dem Blick. Der Wind, der vom Land her weht, ist stärker geworden.

Die wenigen Menschen, die am Strand entlanggehen, kommen alle auf mich zu, als hätten wir uns hier verabredet, und ändern die Richtung erst, wenn sie mich beinah erreicht haben, kaum merklich und gehen an mir vorbei. Das Geräusch der flachen Wellen hebt langsam an und ebbt ab. Aus der Ferne ist eine Sirene zu hören. Ein Mann lässt einen Drachen steigen, ein anderer geht mit einem Metallsuchgerät über den Strand. Er geht langsam hin und her, nach einem System, das nur er versteht. Es ist zwanzig vor drei am einundzwanzigsten Oktober zweitausendundzwei.

Der Granitblock gehört zu einem der Wellenbrecher, die alle paar hundert Meter ins Meer hinausgeworfen sind. Eine spanischsprechende Familie hat sich in meiner Nähe niedergelassen, ein Mann, eine Frau, zwei kleine Mädchen. Sie lachen, reden, füttern die Möwen, die aufgeregt lärmen vor Gier und mit zerbrechenden Bewegungen um die Brotbrocken kämpfen.

Unten am Meer haben zwei junge Frauen sich gegenseitig fotografiert. Dann sind sie näher gekommen. Eine ist an mir vorübergegangen, die andere hat gefragt, ob sie ein Bild machen dürfe. Ihre Begleiterin ist stehen geblieben und hat sich halb umgewandt. Sie hat die Augen aufgerissen und die Mundwinkel nach unten gezogen vor Ungeduld oder Schrecken. Ihr Gesicht sieht aus wie das einer Toten.

Die Fotografin stellt sich breitbeinig auf. Die Kamera verdeckt ihr Gesicht. Sie sucht nicht lang nach dem richtigen Ausschnitt, drückt gleich ab und noch einmal. Ich habe gefragt, ob ich lächeln soll? Sie hat den Kopf geschüttelt. Nein, hat sie gesagt. Einfach so bleiben. Das ist perfekt.

Published February 20, 2021
Excerpted from Peter Stamm, Seerücken, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
© S. Fischer Verlag GmbH, 2011

Coney Island

Written in German by Peter Stamm


Translated into English by Michael Hofmann

Tear off the cardboard match in the matchbook, turn it around without looking at it. Your thumb knows the way. It recognizes the under edge of the flap, and then stops on the head of the match, and presses it against the emery board. A rasp, and the thumb jerks back, allows the match head some air to burst into flame. Carry the flame, hidden in the hollow of your hand, to the tip of your cigarette. A quick first drag, not inhaling. The flame lengthens in the air current, and quickly collapses in on itself, grows darker, having moved on to the fibrous cardboard. Then it goes out in the wind.

Sit on a lump of granite. Your legs drawn up, your arms around your knees. The cigarette in your right hand, between index and middle finger. The left hand first laid over the right, holding on to it, then it relaxes its grip, dangles down toward your knee, and stops there, hanging. The tips of your fingers not resting on your knee, so much as merely brushing against it. The cigarette hand approaches your mouth and turns through ninety degrees. As soon as the cigarette is gripped between your lips, the fingers let go. The hand stays where it is, the head turns away. By a slight forward movement of the lower jaw, the cigarette is ever so slightly raised. The head returns, the fingers lock, take back the cigarette, which detaches itself first from the lower then the top lip. The arm slowly falls back. The hands join again. Smoke flows out of the mouth, and while the right thumb flicks the cigarette filter and then lets it go, and the cigarette bounces and loose ash is dislodged from the burning cone of tobacco, the lower lip half pushes over the upper lip and wipes away the sensation left there by the touch of the cigarette.

The ash falls onto the rock, a few flakes of it break away, tumble down over the rock, driven by the wind and the unevenness of the granite, and fall over an edge and out of sight. The wind, coming off the land, has picked up. The few people walking on the beach are all heading toward me, as though we had arranged to meet here, only subtly changing direction when they have almost reached me, and walking past me. The flat waves make a feeble splash as they crest and spread out. In the distance there’s the wail of a siren. One man flies a kite, another walks over the beach with a metal detector. He walks slowly to and fro, following some system that only he knows. It’s twenty to three on October 21, 2002.

The granite block is one of several that have been dropped into the sea every couple of hundred yards or so. A Spanish-speaking family has stopped near me, a man, a woman, and two little girls. They laugh, talk, feed the gulls, which are squawking greedily and fighting for pieces of bread with jagged motions.

Down by the sea, two young women have been taking pictures of each other. Then they draw nearer. One walks past me, the other asks if she can take my picture. Her companion stops to watch. Her eyes are staring and the corners of her mouth are turned down with impatience or dismay. Her face looks like a skull.

The one taking the picture stands with feet apart. The camera masks her face. She doesn’t take forever framing the image, just squeezes the release, once, and again. I ask, Do you want me to smile? She shakes her head. No, she says. Just the way you are. That’s perfect.

Published February 20, 2021
Excepted from Peter Stamm,
We’re Flying: Stories, Other Press, 2012
© 2012 by Michael Hofmann

Coney Island

Written in German by Peter Stamm


Translated into Italian by Gabriella de’Grandi

Staccare il fiammifero di cartone, voltare la bustina senza guardare. Il pollice ha buona memoria. Ha riconosciuto il margine inferiore della bustina, ha trovato la capocchia del fiammifero e l’ha premuta sulla striscia abrasiva. Uno sfregamento e il pollice si ritrae all’istante, libera la capocchia che si accende. Proteggere la fiamma con l’altra mano e portarla alla punta della sigaretta. Una prima, breve boccata, senza aspirare. La fiamma cresce nella corrente d’aria e subito dopo si affloscia, scurisce, attacca il cartone fibroso. Infine si spegne nel vento.

Stare seduto su un blocco di granito. Le gambe rannicchiate, le braccia in equilibrio sulle ginocchia. Nella mano destra la sigaretta tra l’indice e il medio. La mano sinistra è appoggiata sulla destra e la stringe. La presa si scioglie. La mano si muove verso il ginocchio dove si ferma e rimane sospesa. Le punte delle dita toccano il ginocchio più di quanto non vi si fermino sopra. La mano con la sigaretta si è avvicinata alla bocca, compiendo un quarto di giro. Nell’istante in cui le labbra trattengono la sigaretta, le dita l’abbandonano. La mano resta ferma dov’è, la testa si gira dall’altra parte. Con un leggero spostamento in avanti della mandibola, la sigaretta si alza un poco mentre si aspira. La testa si volta di nuovo, le dita si uniscono, stringono la sigaretta che si stacca prima dal labbro inferiore, poi da quello superiore. Il braccio ricade lentamente indietro. Le mani tornano a incrociarsi. Il fumo esce dalla bocca, e mentre il pollice della destra si appoggia sul filtro, abbassa appena la sigaretta e poi la lascia andare, e la sigaretta oscilla tra le dita, e la cenere si stacca dal tabacco ardente e cade, il labbro inferiore si sovrappone a quello superiore e cancella la sensazione lasciata dal contatto con la sigaretta.  

La cenere è caduta sul blocco di granito – alcuni fiocchi si sono staccati – e rotola sulla roccia, soffiata via dal vento, seguendo le scabrosità della pietra, cade oltre il bordo e scompare alla vista. La brezza di terra si è rafforzata.

Le poche persone che camminano sulla spiaggia vengono tutte verso di me come se ci fossimo dati appuntamento qui, e cambiano direzione solo quando mi hanno quasi raggiunto, senza farsi notare, e mi passano davanti. Il rumore delle onde piatte cresce lentamente e decresce. In lontananza si sente una sirena. Un uomo fa alzare un aquilone, un altro cammina sulla spiaggia con un metal detector. Procede lentamente qua e là, secondo un criterio che lui solo capisce. Sono le due e quaranta del ventun ottobre duemiladue.

Il blocco di granito fa parte di uno dei frangiflutti che si protendono in mare ogni duecento metri. Una famiglia che parla spagnolo si è sistemata vicino a me, un uomo, una donna, due bambine. Ridono, parlano, danno da mangiare ai gabbiani, che eccitati, rumorosi e avidi si contendono i pezzi di pane con movimenti scomposti.

In riva al mare due giovani donne si sono fotografate a vicenda. E poi si sono avvicinate. Una mi è passata davanti, l’altra ha chiesto se poteva fare una foto. L’amica si è fermata e si è voltata per metà. Ha spalancato gli occhi, gli angoli della bocca abbassati per l’impazienza o la paura. Il volto sembra quello di una morta.

La fotografa si mette a gambe aperte. La macchina fotografica le nasconde la faccia. Non perde tempo a cercare l’inquadratura giusta, scatta subito e torna a scattare. Ho chiesto se dovevo sorridere. Ha scosso la testa. No, ha detto. Resti così. È perfetto.

Published February 20, 2021
© Specimen, 2021


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