From Horcynus Orca

Written in Italian by Stefano D’Arrigo

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Gli si confondeva la vista, come se i suoi occhi, a furia di fissare il profilo di don Luigi, spremendovisi sopra col pensiero, il pensiero di Orlando morente, a un certo punto, da soli, avevano fatto la lagrima. Si sentiva come un velo sugli occhi e non gli riusciva di guardare, di vedere chiaramente il vecchio sotto la Lanterna: il sole calando, calava in mare, toccava le tre palme, tagliava le gambe del vecchio, irraggiava da quella parte, gli occhi velati di lagrime gli si riempivano di barbagli, gli stralucevano, e quello scintillìo, quello stralucere gli arrivava al cervello, glielo abbagliava, e gli pareva allora di avere delle visioni a occhi aperti, di fare di quelle immaginazioni che la mente si crea e si figura davanti agli occhi a suo contrasto e cimento, quando non sa che pesci pigliare, anche se un’idea, l’idea d’un certo pesce ce l’ha in testa, quando è attanagliata dal dubbio, come per sprovarsi, accimentarsi col suo contrario, o in quello che sembrerebbe il suo contrario, e averne così qualche ispirazione. (…)

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Here you can read an in-depth interview (in Italian) with Moshe Khan about his translation work on Horcynus Orca.

Published November 5, 2018
Excerpted from Stefano D’Arrigo, Horcynus Orca, Rizzoli, Milano 2003.
© 2003 RCS Libri

From Horcynus Orca

Written in Italian by Stefano D’Arrigo


Translated into German by Moshe Kahn

Sein Blick verschwamm, wie wenn seine Augen, die unablässig das Profil von Don Luigi angestarrt hatten, unter diesem Gedanken, dem Gedanken an den sterbenden Orlando, irgendwann von alleine, von selbst eine Träne hervorgebracht hätten. Er fühlte eine Art Schleier vor seinen Augen, und es gelang ihm nicht, den Alten unter dem Faro deutlich anzuschauen, ihn zu sehen: Die untergehende Sonne versank im Meer, berührte die drei Palmen, schnitt die Beine des Alten ab, leuchtete auf jener Seite, seine tränenverschleierten Augen füllten sich mit blendendem Schein, sie glänzten ungeahnt, und dieses Funkeln, dieses Glänzen drang bis in sein Gehirn, tauchte es in Widerschein, und da war es ihm, als würde er Visionen bei offenen Augen haben, als würde er mit diesen Einbildungen, die der Verstand sich schafft und sich als Gegensatz und Wagnis vorstellt, wenn er nicht weiß, wie er eine bestimmte Sache zu verstehen hat, auch wenn er eine gewisse Vorstellung, die Vorstellung von etwas im Kopf hat, wenn er in der Zange des Zweifels sitzt, wie wenn er sich mit seinem Gegenteil beweisen und messen wollte oder mit dem, was das Gegenteil von ihm zu sein scheint und auf diese Weise die eine oder andere Eingebung erhält.

Und diese Visionen des Verstands bei offenen Augen tauchten vor seinem Blick auf und verschwanden wieder, vom Meer zur Marina, wie das Aufflammen der Sonne, die in ihren Untergang sank, sie tauchten auf und verschwanden vom Meer, das der steifstöckige Alte betrachtete, zum steifstöckigen Alten, der das Meer betrachtete, von der Sonne, die unter Lichtzuckungen hinabsank, zum Schatten, der aufs Meer fiel, über dem die Sonne bei ihrem Untergang zuckte, und zum Land, dem gegenüber die Sonne versank.

Das war die quälende Stunde der Strandvagabunden, derer, die, solange es Tag ist, am Meeresufer entlanggehen, und wenn die Nacht kommt, mit den Augen nach einer Stelle suchen, nach einem Boot, nach einem Versteck, wo sie bleiben und den neuen Aufgang der Sonne erwarten können. Aus diesem Grund wohl ging die erste dieser Visionen, auch wenn sie mehr dem Kopf entsprang, von dem steifstöckigen Alten aus, der von seiner Haltung, von dem Ort und der Stunde her ihn an den geiergleichen Strandvagabunden erinnerte.

Es war, wie wenn beim Anblick des Steifstöckigen sich jedes Ding in blendendem Weiß auslöschen würde. Die beiden Meere waren wie in Dunst gehüllt, und wo vorher Wasser war, bot sich jetzt, verblüffender Anblick, überall eine grauenvolle, trostlose Senke, ein riesiger, weiß schimmernder Graben, gleich einem Ossarium ausgeflockten Salzes von kaltem Weiß, wie Schnee.

Der Graben war ganz rissig, in der Breite von Windungen ausgehoben, von eingebuchteten Wellungen wie bei Furchen und Ausformungen wie Kämme und Grate, und das musste durch den Umstand zu erklären sein, dass die Wellen beim Verdunsten ihre Spur zurückgelassen hatten, ihren Abdruck von niedrigen und hohen Wasserständen, von Krümmungen und Biegungen, Aushöhlungen und Graten, weshalb das, was ‘Ndrja in diesem Augenblick sah, wie die Karkasse der beiden Meere zwischen Skylla und Charybdis war, mit den trostlosen und von ihrer salinen Ausflockung glänzenden Knochen, mit dem Wirbelgerüst ihrer dampfenden Wellen.

Und dann stellte er sich die Pellisquadre vor, die auf den ersten Blick den Eindruck machten, als würden sie die Sciabica, das Schleppnetz, ohne Sciabicara, ohne Schleppnetzwinde, hochziehen, denn sie waren in zwei Reihen aufgeteilt, und beide Reihen zogen Ruck um Ruck das Netz wie das einer Sciabica hoch, doch zogen sie es nicht als kleines Schleppnetz hoch, denn aus dem Salzmeer, genauer gesagt aus der Salzmeerkarkasse zogen sie stattdessen den Orcaferon ans Ufer. Der orcinuse Tiergigant aber war dem Los der beiden Meere zwischen Skylla und Charybdis gefolgt, oder die beiden Meere waren seinem Los gefolgt, seinem Los, seiner Not, seinem Tod, und hatten sich in eine Karkasse verwandelt.

Daher war das, was die Pellisquadre mit der Schleppnetzwinde zogen, keine Orca mehr und auch kein Kadaver, sondern die Karkasse einer Orca, verrippt und zur Karkasse verwandelt und ein Ganzes mit dem Salzmeer, mit eben der Karkasse des Salzmeers. Die Pellisquadre zogen, sie zogen, doch erstaunlich zu sagen: Nach und nach wie sie zogen, schien der Orcadaver seinen phantastischen Weißschimmer zu verlieren, den das Salz an seinem gebauchten Skelett hervorgebracht hatte, wie wenn er wieder Fleisch um seine Knochen ansetzen würde. Er gewann zusehends wieder an Gestalt und an lebendiger Farbe, das heißt wie zu der Zeit, als er noch seine Fluke, sein mächtiges Steuerruder hatte, als die brandige Schwäre noch nicht an seiner Flanke wuchs. Je mehr sie zogen, umso mehr zogen sie die beiden Enden der Schleppnetzwinde zusammen und umso lebendiger wurde der Tiergigant, der zwar Karkasse blieb, Karkasse aus Salz, und auf gigantische Weise lebendig wurde, lebendig und wahr in seiner schwarzen, geschlossenen, langgestreckten, trauerbefrachteten Körperfülle, und in dieser Erscheinung, als er fast schon am Ufer war und sich mit seinem großen, der Brust einverleibten Kopf zeigte, belebte er sich jäh, erregte sich heftig und brach mit seiner ungeheuerlichen, mörderischen Kraft hervor. Da raste er, wie wenn er versuchen wollte, dicht an der Oberfläche aufs Meer hinauszukommen, schlug die Flipper unter schrecklichem Rütteln und Schütteln erderschütternd auf den Uferrand, als fände ein Seebeben statt. Die Pellisquadre zogen, sie zogen ihn immer weiter, doch eigentlich zogen sie nur noch zum Schein, es verursachte sogar Schmerz zu sehen, wie sie die schwarzen, stinkenden Tonnen von Fleisch dieses geheimnisvollen Gottbewahre an Land zogen.

Da war es, wie wenn sich als Folge seiner Anlandung die Katarakte in den unterseeischen Tiefen öffneten. Ringsum, von unten und von innen her löste sich das Salz plötzlich unter beängstigenden Wogen, Sturzwellen und Schaumkämmen, da brodelte es und kochte, hohe Säulen aus Bläschenwolken stiegen auf, dicht am Ufer. Wie durch Zauber begann das Meer wieder zu leben, wild geworden und lebendig durch sein Salz. Und der Orcadaver versuchte unter ungeheuerlichen, donnernden Schlägen seines Flukenendes und seiner Salzknochen aus diesem küstennahen Meer wieder in seine Meere zu gelangen, in die weiten offenen Meere, doch wohin er sich auch begab, wohin er sich drehte und wandte, überall war Salz, nur Salz, immer wieder Salz, immer wieder waren Salzmeere vor ihm, während da, wo er hinkam, wo er berührte und von wo aus er dann auch wieder fortschwamm, sich das Meer augenblicklich unter ihm, hinter seiner Körperfülle erneuerte, es spritzte auf seinen Rücken, rann heraus, seebebte aus seinem Atemloch, wie wenn er sich innerlich die Adern durchschnitte, wie wenn es aus seinem Knochengerippe ausströmte, wie aus tiefsten Strudeln und Kratern, und es war, wie wenn die beiden Meere im Jonischen wie im Tyrrhenischen sich unterhalb der Orcasse zerkassten, und es war auch, wie wenn die Orcasse selbst zum Meer, zum Zweimeer würde, wie wenn dies nur noch Meeresstrudel und Meereskrater war, seine Ader, wie wenn das Meer, erstaunlich das zu sagen, durch den Tod dieses orcinusen Wesens wie der zu leben beginnen würde, was heißt: durch den Tod der Tödin, des Großen Todes.

Tod, Tod und seine Vernichtung, denn der Augenblick kam, in dem ebendiese Orcasse wieder zu Meer wurde, das Salz ihrer Knochen, das Knochengerüst der beiden Meere, das ihre Karkasse im Wasser bildete, zerlegte sich und löste sich auf, angefangen bei der Fluke. Doch vor ‘Ndrjas Augen des Verstands, die, wenn sie nicht sahen, nicht sehen konnten, was tatsächlich geschah, sich jedoch erinnerten, sich an das erinnerten, was tatsächlich geschehen war oder so war, wie es tatsächlich geschehen war. Noch einmal schien sich die Orcasse neu herauszubilden, noch einmal ihre riesenhafte, trauerbefrachtete Ganzheit und Lebensfülle anzunehmen, noch einmal in ihrer furchterregenden, geheimnisvollen, allesvernichtenden Kraft aufzutauchen. Im Auftauchen wirkte es allerdings so, wie wenn ihre Haut durchsichtig wäre und man unter der Bauchung die unermessliche Helle des Knochengerüsts sähe. Dann löste es sich in einem Nu auf, es verflüssigte sich alles in furchterregenden schwarzen Schäumen, es löschte sich aus wie ein Blitz, es wurde zu Meer, wieder zu Meer, zu einem Tropfen Wasser im Meer.

Die beiden zu Karkassen verwandelten Meere fluteten immer mehr, sie erblühten erneut von Welle zu Welle, sie barsten aus der toten und der lebendigen, der absteigenden und der aufsteigenden Strömung, aus Bastarden und Bastardellen, aus Auswürfen und Strudeln hervor, über die unendliche Weite der Wellentäler erholten sich die beiden Meere wieder vor den Augen, und die Augen labten sich an diesem altgewohnten Anblick.

An dieser Stelle hatte ‘Ndrja die Vision der Pellisquadre, die wie vor Müdigkeit, vor alter Müdigkeit, dicht vor dem Schaum am Ufer auf die Knie gesunken waren und ihre Hände auf den Sand gestützt hatten, und es war, wie wenn weit draußen ein Schiff vorbeiführe und die Wellen übereinanderschlügen, die bis zu ihnen heranschäumten. Das Meer machte es wie ein Hündchen, zuerst sabberte und schlierte es über ihre Hände, und dann leckte es sein eigenes Salz auf. Bei jeder Welle aber wurde der Salzschleier auf der Hand der Pellisquadre immer dichter, immer weißer und immer sichtbarer von weitem. Und dann wollten sie aufstehen und sich zurückziehen, damit die Schaumnetze des Meers sie nicht erreichen sollten. Dafür mussten sie den Augenblick nutzen, in dem die alte Welle abfloss und die neue Welle sich über sie stürzte. Jedes Mal aber, wenn sie es versuchten, war es, wie wenn sie sich mit ihren Beinen verheddern und im Sand versinken würden, weshalb der Augenblick verging und die neue Welle ihre Hände überspülte, sie mit Schaum überzog und an ihren Beinen zwischen den Füßen blubberte, so dass sie immer mehr einsanken, immer mehr ins Meer sanken, und immer mehr nahm das Meer sie sich, ja nahm es sie zurück.

Was war das nun aber für eine Eingebung? Welchen Sinn hatte sie? Wie musste er diese Visionen des Verstands, diese Vorstellungen bei offenen Augen verstehen? In dem Sinn etwa, dass sie, gleichgültig, ob der Orcadaver angelandet war oder nicht, Pellisquadre waren und Pellisquadre blieben? In dem Sinn, dass sie, je mehr sie versucht waren, den Orcadaver anlanden zu lassen, das heißt versucht waren, sich mit der Fischbestie abzugeben, und damit versucht waren, dem Meer den Rücken zu kehren, wie der Bewusste mit dem pomadisierten Oberlippenbärtchen, und je schwerer es ihnen wurde, das Meer aufzugeben, umso mehr stieg es in ihnen, in ihrem Inneren mit all seiner Schönheit auf, nur damit, als wäre es nur das, es stieg ihnen, mit anderen Worten, mit seinen Lockungen auf, es tat sogar so, als wäre es treu, als wäre es seiner Natur nach nicht meuchlerisch und wäre nicht der Ferenbauch, der es in Wirklichkeit war, es tat so, als wäre es gar ein Hund, ja, ein Hündchen, treu und anhänglich, das ihnen, auch wenn sie es mit Tritten traktierten, süß und sanft noch die Hand und das Salz des Meers abschlecken, dessen Galligkeit wie Honigseim darüber versabbern würde, es strich sein Pech, seine Ausflockung, den dichten Schaum seiner treuen Anhänglichkeit über ihre Hand. Und die Substanz seiner Treue bestand in dem, was man gesehen hatte, bestand in der Tatsache, dass es, wie leer, wie verschwärt es war, wie sehr es kadaverte, wie sehr es auch zu einer Schlachtstatt der Kriege und zu orcinusen Grausamkeiten verkommen war, früher oder später so in Wut geraten würde wie ein französischer Gott, sich schütteln und rütteln, in Zorn ausbrechen und herumwüten würde mit Wogen, Sturzwellen und Schaumrössern, es würde jeden ekelhaften Dreck erbrechen, jeden Abfall, es würde reinigen und verwesen, indem es vernichtete, liquidierte und in seinen Tiefen den Orcaferon in Verwirrung brächte, als wäre er weniger noch als ein Auswurf, dann kehrte das Hündchen zurück mit seinem unendlichen, gleichmäßigen, erschöpften Atem, und mit ihm kehrten auch sie zurück, die Pellisquadre, sie, dem Versuch der Veränderung durch dieses und jenes ausgesetzt, doch am Ende wären sie da, immer noch auf Knien, mit vor ihm herabhängenden Armen, Treue für Treue.

Was sollte er da nun denken? Sollte er ernsthaft denken, dass die Visionen des Verstands, die er bei offenen Augen gehabt hatte, nur dem Anschein nach und nur zum Teil von der gleichen Art Traum waren, die der Pellesquadra mit dem Oberlippenbart in Lenkstangenform geträumt hatte, in ihrem Kern aber einen völlig anderen Sinn hatten, ja einen gegensätzlichen, nicht in Richtung Land, sondern in Richtung Meer? Sollte er, anders ausgedrückt, nicht denken, dass Orcaferon und Anlandung des Orcaferons für das Meer in Wirklichkeit weniger als ein Ausspucken ins Meer bedeuteten, und denken, dass sich hinter dieser Raserei, dass sich unter dieser Gereiztheit ihre Leidenschaft für das Meer verbarg, für das sie verrückt wurden, weil sie es im Blut hatten.

Doch wollte er mit dem, mit dem, was ihm vor den Augen des Verstands erschienen war, etwa zu dem Schluss kommen, dass er inzwischen, wenn auch nicht ganz, so doch halb zu der Überzeugung gelangt war, ihnen den Orcadaver anlanden zu lassen?, zu dem Schluss kommen, dass er sich fatalerweise davon hatte inspirieren lassen?, kurz gesagt, zu dem Schluss kommen, dass er diese Visionen, zu denen sein Verstand ihn angeregt hatte, nur in einer Richtung verstehen durfte, nämlich der, dass diese Anregung eigentlich die Anregung dafür war, den Orcadaver für die Pellisquadre anlanden zu lassen?

Published November 5, 2018
Excerpted from Stefano D’Arrigo, Horcynus Orca, S. Fisher, Frankfurt am Main 2015.
© 2015 Fisher Verlag


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Moshe Khan’s German translation of Horcynus Orca is the first foreign language version of Stefano D’Arrigo’s linguistically intricate masterpiece, the crowning of a luminous career that in 2017 earned Mr. Kahn the Babel-BooksinItaly Lifetime Achievement Award for Literary Translators.
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